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Gegen Hass und Gewalt im Netz: ÖTV richtet Taskforce ein

Auch mit rechtlichen Schritten wird nun gegen Hasskommentare im Internet vorgegangen.
Verfasst von: Manuel Wachta, 19.09.2023
© GEPA pictures / Walter Luger
Geschlossen will man gegen Hass und Gewalt im Netz vorgehen – wie diese etwa auch Österreichs Davis-Cup-Team erlebt.

Letzten Mittwoch hatte Tamira Paszek auf ihrer offiziellen Instagram-Fanseite anonyme Morddrohungen gegen sie nach einer knappen Erstrundenniederlage bei einem ITF-W25-Turnier im portugiesischen Leiria öffentlich gemacht. Seitdem schlägt das Thema in den Medien Wellen. Zahlreiche ÖTV-Topprofis berichteten dieser Tage, vor allem im Zuge der Davis-Cup-Begegnung Österreich – Portugal im Multiversum Schwechat, dass derartige Hasskommentare im Internet nach Niederlagen oder gar verlorenen Games oder Sätzen mittlerweile zum traurigen Standard geworden sind – eine keinesfalls zu akzeptierende und hinzunehmende Tatsache.

Der Österreichische Tennisverband will hierzu festhalten, als Unterstützer des Play Fair Code, der sich saubere und manipulationsfreie Wettbewerbe zum Ziel setzt, entschieden gegen jegliche Form von Hass und Gewalt im Netz aufzutreten. Der ÖTV möchte aber die jüngsten Schilderungen von den Spieler:innen gleichzeitig zum Anlass nehmen, konkrete Schritte zu setzen und eine Taskforce einzurichten, um in der Zukunft einen Einfluss auf den Ausgang der Matches so weit wie möglich zu vermeiden. Und zwar vorläufig bis zum Jahresende – danach wird eine Zwischenbilanz über die Wirksamkeit dieser Taskforce gezogen und über weitere Maßnahmen entschieden. Die Taskforce, die durch den ÖTV-Hauptsponsor win2day finanziert wird, wird solche Fälle von Hasskommentaren auf Tennisprofis im Internet aufgreifen und alle rechtlich relevanten Nachrichten den österreichischen Behörden melden.

„Die Erzählungen unserer Spieler:innen haben uns klargemacht, wie groß dieses Problem mittlerweile geworden ist und welche extremen Formen dieses annimmt. Es ist daher an der Zeit, hier zu handeln und konkrete Schritte dagegen zu setzen. Wir möchten uns bei unserem Hauptsponsor und Partner win2day sehr herzlich bedanken, der die Einsetzung dieser Taskforce und die damit verbundenen rechtlichen Schritte finanziert und dadurch ermöglicht“, sagte ÖTV-Präsident Martin Ohneberg. Georg Wawer, Managing Director bei win2day, führte weiter aus: „Für win2day als Teil der Österreichischen Lotterien steht Fairplay im Sport und die Sicherheit der Tennisprofis an vorderster Stelle. Aus diesem Grund waren wir nach der Anfrage des ÖTV als Hauptsponsor sofort bereit, hierbei zu unterstützen.“

Von rassistischen Beschimpfungen bis zu Morddrohungen

Während sich die meisten unter der Gürtellinie befindlichen Nachrichten an Spieler:innen auf Schimpftiraden und teils schwere Beleidigungen beschränken, arten einige komplett aus. Die Palette reicht dabei von rassistischen Beschimpfungen über Morddrohungen bis hin zu Drohungen gegenüber dem unmittelbaren Umfeld, Lebenspartner:innen sowie den Familien von Spieler:innen. Im Zuge des Davis Cups gegen Portugal berichtete Sebastian Ofner, dass er nach seiner heurigen unglücklichen Auftaktniederlage beim Generali Open Kitzbühel nach 6:4,-5:0-Führung allein ca. 300 hasserfüllte Kommentare erhalten hatte. Zudem sei ihm auch bereits ein-, zweimal geschrieben worden, dass der Verfasser einer solchen Nachricht zum nächsten Turnier kommen und ihn dort umbringen werde – unter Erwähnung des nächsten Turniers, das Ofner eingeplant hatte.

Jurij Rodionov bat nach der kürzlichen, ihn ohnehin frustrierenden Achtelfinalniederlage bei den NÖ Open powered by EVN in Tulln seinen Social-Media-Manager, erst mal jegliche Hasskommentare zu löschen, ehe er die Plattform Instagram wieder öffnen und nutzen wollte. Und Dennis Novak erzählte, dass er sogar nach jeder einzelnen Partie zahlreiche Hasskommentare erhalte und etwa bereits seine Freundin zur Zielscheibe von verbalen Angriffen geworden sei. Die rot-weiß-roten Davis-Cup-Asse erklärten zwar, bislang noch nicht davon gehört zu haben, dass solche Drohungen im Tennissport schon einmal in die Tat umgesetzt worden seien und mit dieser Problematik persönlich über weite Strecken gut zurechtzukommen – es sei längst traurige Normalität, stets diese Hasskommentare zu erhalten. Doch für viele Spieler:innen sei es psychisch mitunter bedeutend schwerer, mit derartigen Nachrichten umzugehen, woraus mitunter auch Depressionen resultieren können.

Auch ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer machte in seiner aktiven Karriere Erfahrungen mit Hass und Gewalt im Netz. Sein Vorschlag zur Bekämpfung, am Rande des Davis Cups: Die Verpflichtung, auf allen Social-Media-Portalen ausschließlich mit Klarname agieren zu können.

| GEPA pictures / Walter Luger
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