ATP-Challenger Skopje: Halbfinalpremiere für starken Schwärzler
Die Nummer eins der Jugendweltrangliste ist er seit 29. Jänner schon. Und auch bei den Erwachsenen scheint Joel Schwärzler weiter erstaunlich schnell Fuß zu fassen. Der 18-Jährige steht in dieser Woche in Skopje gar erstmalig in der Vorschlussrunde eines ATP-Challengers. Der Vorarlberger (ATP 664), der beim Sandplatzevent der Kategorie 75 über seinen Junior-Reserved-Platz in den Hauptbewerb gelangt war, besiegte im Viertelfinale auch den Tschechen Andrew Paulson (ATP 328) nach hartem Kampf mit 3:6, 6:4, 6:4. Im Spiel um sein erstes Finale auf diesem Niveau bekommt es der ÖTV-Vertragsspieler jetzt am Freitag mit dem 19-jährigen Südkoreaner Gerard Campana Lee (ATP 349) zu tun. Neil Oberleitner hat indes seine Challenger-Semifinalpremiere bloß hauchdünn verpasst. Der Wiener (ATP 636) zog im Viertelfinale im Qualifikantenduell mit dem US-Amerikaner Ryan Seggerman (ATP 555) trotz zwei Matchbällen mit 6:2, 6:7 (5), 6:7 (6) den Kürzeren.
Einen Punkt am Erstrundenaus vorbei – und jetzt unter den letzten 4
Schwärzler hatte erst Mitte April in Tallahassee (USA) ein erstes Challenger-Viertelfinale erreicht, diesen Erfolg vorletzte Woche beim Heimspiel beim Danube Upper Austria Open powered by SKE in Mauthausen wiederholt, nun legte er in Nordmazedoniens Hauptstadt noch einen drauf. Dabei hätte es für ihn schon in Runde eins vorbei sein können: Denn in der Auftaktpartie gegen den Usbeken Sergey Fomin (ATP 664) lag er mit 5:7, 2:5 zurück und wehrte bei 3:5 gar einen Matchball mit hohem Risiko ab, ehe der Qualifikationsfinal-Bezwinger von Gerald Melzer (ATP 475) beim Stand von 5:7, 7:5 und 3:0 mit Doppelbreak aufgab. Hatte der Harder dabei keineswegs brilliert, so machte er in der nächsten Runde am Mittwoch seinem Trainer, ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer, das beste Geschenk zu dessen 43. Geburtstag – mit einer dann umso überzeugenderen Leistung: Er fertigte den zweitgesetzten Türken Ergi Kirkin (ATP 258) im Achtelfinale mit 6:2, 6:1 ab.
Im Match gegen Paulson stand Schwärzler bei 3:6, 4:4 und 15:40 bei seinem Aufschlag bereits mit dem Rücken zur Wand. Doch stattdessen breakte er im nächsten Game und rettete sich in den dritten Satz. Dieser stand bis zuletzt an der Kippe: Ein Break aus dem ersten Game konnte er nicht halten, sah sich nach einer 3:1-Führung bei 3:4 wieder, ehe er Paulson bei 4:4 nach dessen 40:0-Vorsprung und zwei weiteren Spielbällen neuerlich breaken und ausservieren konnte. „Die Freude ist natürlich groß“, bekannte Schwärzler, „vor allem nach der ersten Runde, weil ich da einfach nicht gut gespielt habe, aber da irgendwie drübergekommen bin, mit ein bisschen Glück. Die letzten Wochen waren sehr positiv, ich bin mit meinem Level momentan sehr happy. Ich freue mich, dass ich jetzt schon mehrere Runden auf der Challenger-Tour gewonnen und mir bewiesen habe, dass ich das drauf habe. Jetzt muss ich es nur konstant zeigen – das ist ein großes Ziel. Die Schläge waren immer schon auf einem guten Level.“ Mit den bislang eroberten 22 ATP-Punkten könnte sich Schwärzler am Montag bereits unter den besten 550 Spielern der Welt finden. Noch ein weiterer Sieg würde ihn gar etwa auf Platz 470 bringen. „Ich bin motiviert. Es ist im Semifinale eine gute Chance. Campana Lee ist ein guter Spieler, ich kenne ihn schon ein bisschen länger, wir haben auch in Amerika gemeinsam trainiert. Das wird sicher ein cooles Match, ich werde mein Bestes geben.“
Oberleitner mit überzeugender Turnierwoche zu Premiere
Gleich mehrmals konnte in Skopje auch Oberleitner aufzeigen. Der 24-Jährige bezwang erst in der Qualifikation den bulgarischen Alternate Alexander Donski (ATP 955) mit 6:4, 6:3 und den fünftgereihten Schweizer Jerome Kym (ATP 470), am Samstag noch Finalist beim ITF-M15-Turnier in Warmbad Villach, mit 6:7 (3), 7:6 (4), 6:2. Im Hauptfeld besiegte er dann auch den slowenischen Alternate Bor Artnak (ATP 456) mit 6:4, 7:5 und den auf fünf gesetzten Polen Maks Kasnikowski (ATP 265) mit 6:0, 7:6 (3) und erreichte dadurch erstmalig ein Challenger-Viertelfinale. An der Halbfinalpremiere schrammte Oberleitner gegen Seggerman trotz 111:105 in Punkten unglücklich vorbei: Im zweiten Satz war er bei 5:4 zweimal nur einen Punkt vom nächsten Erfolg entfernt, führte auch im Tiebreak mit 3:1 und im alles entscheidenden Tiebreak des dritten Durchgangs 3:2 mit Minibreak. Das Happy End blieb in beiden Fällen aus, im ATP-Ranking wird sich Oberleitner dennoch deutlich zurück unter die Top 600 schieben, auf einen Platz um 560.